Meine Meinung
Seit dem “Schwarzen Donnerstag” am 12. März, als die Aktienmärkte senkrecht abstürzten, ist es klar, dass die Weltbörsen im dritten großen Bärenmarkt dieses Jahrtausends stecken, und das nur wenige Börsentage nach den Rekordhochs von DAX und Dow Jones von Ende Februar.

Anders als vorherige Baissen wurde diese Baisse aber nicht von den Finanzmärkten ausgelöst.
Im Jahr 2000 war es das Platzen der Technologieaktien-Blase, 2008 das Platzen der amerikanischen faulen Schrott-Immobilien-Blase.

Diesmal ist es ein exogener Schock, also ein von außen kommendes, nicht vorhersehbares Ereignis. Es ist ein Schock, wie ihn die Welt noch nie erlebt hat.

Vor zwei Monaten wusste noch kaum jemand, dass es die neuartige Viruserkrankung gibt. Inzwischen hat das Virus die ganze Weltwirtschaft rasend schnell in eine tiefe Krise gestürzt.

Wie geht es weiter? Die Regierungen und Notenbanken versuchen mit aller Macht, die Auswirkungen des Covid-19 zu lindern. Die amerikanische Fed hat den Leitzins kräftig gleich zwei Mal auf jetzt 0-0,25% gesenkt. Außerdem hat sie Billionen von Dollar in den Geldkreislauf gepumpt.

Die EZB hat am 12. März ebenfalls reagiert. Da aber ihr Instrumentenkasten leer ist und sie keinen Zinsspielraum mehr hat, blieben die Leitzinsen unverändert. Stattdessen hat sie die kurzfristige Liquidität erhöht, und will zudem Monat für Monat 120 Milliarden Euro Anleihen aufkaufen. Der bisherige Rekord lag zwischen April 2016 und März 2017 bei 80 Milliarden Euro pro Monat.
Die US-Fed wird in den nächsten 12 Monaten voraussichtlich mehr als drei Billionen US-Dollar für Anleihekäufe ausgeben. Das sind so astronomische Zahlen, dass es einem den Atem verschlägt.

Die Notenbanken können zwar das Virus nicht stoppen und unterbrochene Lieferketten nicht in Gang setzen. Die Wirtschaft bleibt gelähmt.
Aber die gigantische Geldspritzen sollen einerseits psychologisch wirken – den Menschen und Unternehmen das Gefühl geben: “Die tun was!”. Zweitens soll das viele Geld den Konsum fördern, und drittens wollen sie den Banken genug Liquidität zur Verfügung stellen, um das ganze Finanzsystem zu stützen.
Und die Regierungen stellen riesige Summen zur Verfügung, um möglichst vielen Unternehmen, vor allem kleinen und mittelständischen Betrieben, das Überleben zu sichern und sie vor Pleiten zu bewahren, sowie mit Kurzarbeitergeld die Arbeitslosigkeit so gering wie möglich zu halten.

Die deutsche Regierung hat in einem Nachtragshaushalt 153 Milliarden Euro Hilfsgelder für die Wirtschaft beschlossen. Diese Summe stellt allein schon die Hälfte des gewöhnlichen Haushalts dar.

Die amerikanische Regierung hat ein Hilfsprogramm in Höhe von 2 Billionen US-Dollar (2.000 Milliarden US$) aufgestellt. Solch gigantische Summen hat es in der Welt noch nie zuvor gegeben. Doch außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.

Es gibt jetzt kein Land mehr, in dem man noch nennenswerte Zinsen erhält, nach den zwei Zinssenkungen auch nicht mehr in Amerika. Wir leben in einer zinslosen Welt. Dadurch könnte bei Anlegern bald ein Umdenken einsetzen. Auf der Suche nach Rendite könnten sie Dividenden-Titel entdecken, seien es Aktien – oder noch besser Dividenden-ETFs .

Im Moment weiß natürlich niemand, wie lange und wie tief die Rezession ausfallen wird. Corona ist heute der Taktgeber für die Wirtschaft und die Börse.
Wenn die Zahl der Corona-Infizierten deutlich abnimmt und ein Ende des Stillstands in der Wirtschaft naht, kann es jedoch ähnlich scharf nach oben gehen mit der Wirtschaft und zuvor schon den Börsen, wie es zuvor talwärts ging. Ein bekannter US-Börsenexperte spricht sogar von einer “once-in-a-lifetime”-Chance, also eine im Leben einmalige Chance für Anleger.

Aus heutiger Sicht kann niemand seriös vorhersagen, wie lange die Belastungen der Realwirtschaft durch Corona anhalten werden und wann die Konjunktur wieder anzieht. Aber sobald es Anzeichen dafür gibt – selbst wenn die Rezession erst 2021 endet – werden die Börsen wie üblich die Wende 6-9 Monate vorwegnehmen und möglicherweise sogar rasant steigen. Das war schon immer so, auch in den Jahren 1982/1983 und 2008/2009.

Bis es so weit ist, werden die Aktienmärkte in einer sägezahnartigen Seitwärtsbewegung hin- und herschwanken. Langfristanleger sollten nicht die Nerven verlieren und jetzt noch verkaufen. Mutige und “Hartgesottene” können sogar schon hie und da zugreifen, aber noch nicht ihr ganzes Pulver verschießen. Dafür ist die Verunsicherung noch zu groß.

In was investieren? Breit gestreute ETFs bieten sich für den Einstieg besonders an, da niemand einschätzen kann, welche Branchen und Unternehmen mittelfristig besonders leiden, welche besonders von den Notenbank- und Regierungsmaßnahmen profitieren und welche am schnellsten den Umschwung schaffen. Stock-Picking ist in dieser Situation für Privatanaleger ein Glücksspiel.

Bild: Ca-ssis/istockphoto.com