4. Wertvolles Eigenkapital

Alles über Aktien

Aktien sind wertvolles Eigenkapital – Grundlage für Wachstum, Investitionen und Arbeitsplätze

Den besten langfristigen Inflationsschutz bieten eindeutig Aktien. Das zeigen die Analysen, die ich im vorangegangenen Beitrag über die langfristigen Renditen verschiedener Investments zitiert habe. Meine Erfahrungen bestätigen das ebenso wie diese Langfriststudien. Das ist ganz logisch, weil sich Forderungen an Schuldner – das sind alle Zinsanlagen ebenso wie die Mehrzahl der Versicherungs-Anlagen – durch die Inflation entwerten. Eine Fräsmaschine oder eine Auto-Lackieranlage verlieren dagegen real nicht an Wert, ebenso wenig wie das wichtigste Kapital der Unternehmen: das Know-How ihrer Mitarbeiter. Besonders Aktien, die eine hohe, gesicherte Dividendenrendite aufweisen, sind attraktiv. Das schützt doppelt vor inflationärer Geldauszehrung – der Anleger hat die Chance auf Kursgewinne und steigende Dividendenzahlungen – in Inflationszeiten eher stärker als sonst. Im Gegensatz zu festen Zinsen bei Anleihen sind die Dividenden bei Aktien – weil sie bei steigenden Gewinnen entsprechend erhöht werden – gewissermaßen inflationsindexiert.

Nehmen wir ein paar Beispiele:

Die Allianz zahlte 9 € pro Aktie im Jahr 2019 . Bezogen auf den Kurs am 30.06.2019 von 212 Euro errechnet sich nach der Formel 9×100 ÷ 212 = 4,2% die Dividenden-Rendite. Wer nun die Allianz schon vor 10 Jahren besaß, bekam 2009 eine Dividende von 3,50 Euro. Der Kurs am 30.06.2009 war 65,63 Euro. Daraus errechnet sich eine Rendite von 5,3%. Die Dividende von 9 Euro 2019 beträgt gegenüber der von 2009 das 2,6-fache.
Bezieht man aber die Dividende von 9 Euro auf den Kurs der Allianz am 30.06.2009 von 65,63€, so ergibt sich eine Dividendenrendite von 13,7%. Bezogen auf den Kapitaleinsatz von 65,63 Euro hat sich also für den Besitzer die anfängliche Rendite von 5,3% kontinuierlich auf 13,7% erhöht.

Aktien sind wertvolles Eigenkapital – Grundlage für Wachstum, Investitionen und Arbeitsplätze

Wenn es keine Aktien gäbe, dann müsste man sie erfinden. Und das nicht in erster Linie für die Anleger, sondern für die Wohlfahrt des gesamten Staats und seiner Menschen. Denn Aktionäre stellen den Unternehmen das zur Verfügung, was jedes Unternehmen dringend braucht: Eigenkapital. Ohne ausreichend Eigenkapital können die Firmen nicht investieren, nicht forschen und entwickeln, keine neuen Kredite aufnehmen, keine neuen Märkte erschließen und erst recht nicht Mitarbeiter beschäftigen und bezahlen. Je höher der Anteil des Eigenkapitals ist, umso sicherer sind Unternehmen zudem in Krisenphasen wie in Rezessionen oder bei Strukturproblemen. Nicht ohne Grund haben die Regierungen und Aufsichtsbehörden weltweit den Banken und anderen Finanzinstituten nach der Immobilien- und Bankenkrise ab 2007 vorgeschrieben, viel mehr Eigenkapital als zuvor bereitzuhalten: damit sie Krisen besser und vor allem ohne Staatshilfe überstehen können.

Was für das Finanzgewerbe gilt, ist aber natürlich für alle Unternehmen entscheidend, egal ob Handwerker, Familienunternehmen oder Aktiengesellschaft.

Ab einer bestimmten Mindestgröße ist die AG die optimale Konstruktion. Denn der Zugang für Anleger ist durch den börsentäglichen Handel der Aktien unbegrenzt und leicht möglich. Gemeinsam stellen die Aktionäre so viel Eigenkapital bereit, damit das Unternehmen Investitionen in Größenordnungen finanzieren kann, wie es Familienunternehmen oder kleinere GmbHs in der Regel unmöglich ist. Das Schöne daran ist, dass sich jeder an den Unternehmen seiner Wahl beteiligen kann, denn die Börse kennt keine Zugangsbeschränkung für Anleger, auch Sparer mit geringem Vermögen oder Einkommen können sich mit kleinen Beträgen beteiligen. Das gilt für Einzelaktien ebenso wie für ETFs oder Aktienfonds. AGs sind vor allem für stark wachsende kleinere Unternehmen unverzichtbar. Der berühmte deutsche Mittelstand mit seinen zahlreichen Weltmarktführern in ganz bestimmten, anspruchsvollen Nischen wäre ohne Aktienfinanzierung so kaum denkbar, ebenso wenig wie junge Technologiefirmen, die vor allem in der Startphase viel Eigenkapital benötigen, um zu investieren und Arbeitskräfte zu bezahlen.
Die Geschichte hat gezeigt, dass die Wirtschaft von Ländern mit einem funktionierenden Aktienmarkt langfristig schneller wächst, effizienter ist und damit den Wohlstand des Landes stärker fördert – über mehr Arbeitsplätze und reale Lohnzuwächse.

Deutsche Sparer vergeben aus Angst und Unkenntnis große Ertragschancen

Leider kennen die meisten deutschen Sparer die Vorzüge der Aktie gar nicht oder zu wenig. Nur so ist es zu erklären, dass sie zwar die Produkte von Henkel, adidas, Volkswagen oder BMW gern kaufen – aber sich trotzdem nicht als Aktionäre daran beteiligen wollen. Das hat zu der irrwitzigen Situation geführt, dass ausländische Anleger inzwischen fast zwei Drittel der Aktien der DAX-Unternehmen besitzen. Vor zwei Jahrzehnten war es erst halb so viel. Deutsche Unternehmen sind also so gesehen oft nicht mehr deutsch, weil sie die Finanzierung ihres Eigenkapitals immer stärker vom Ausland bekommen. Denn deutsche Anleger sind dazu aus Angst und Unkenntnis zunehmend weniger bereit. Die Sparer sägen mit dieser Aktienphobie den Ast ab, der ihren Wohlstand sichern hilft und der wie kein anderer in der Lage ist, die Vermögensbildung – insbesondere fürs Alter – rentabel zu machen. Die Abneigung gegen Aktien ist vor allem in der seit nunmehr über einem Jahrzehnt anhaltenden Null- und Magerzinsphase fatal. In anderen Ländern wie Italien oder Frankreich, die wirtschaftlich bei weitem nicht so erfolgreich sind wie Deutschland, verfügen die Menschen deshalb im Durchschnitt über mehr Vermögen als die Bundesbürger. Die Erzählungen vom reichen Deutschland sind deshalb leider nur ein Märchen – zumindest wenn man die Ersparnisse und die Altersvorsorge betrachtet.

Gesellschaftspolitisch ist es ganz wichtig, dass eine breite Schicht der Bevölkerung Unternehmensbeteiligungen in Form von Aktien, Aktienfonds oder Indexfonds (ETFs) erwirbt; dann bleibt der erwirtschaftete Gewinn stärker als jetzt im Lande, und dann werden Unternehmen auch nicht länger als „Feinde“ angesehen, sondern als Partner der Sparer. Für Ludwig Erhard, den ersten deutschen Wirtschaftsminister und „Vater“ des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg, war die Beteiligung der Menschen an den Unternehmen eine Herzensangelegenheit. Er hat deshalb die Volksaktien ins Leben gerufen – eine Idee, die nach einem Riesenerfolg mit der Privatisierung der VW-Aktie aber leider in den Jahren nach Erhard nur noch halbherzig weiterverfolgt wurde. Wir brauchen nicht unbedingt neue Volksaktien – die Idee mit der Telekom-Aktie war ja ein Rohrkrepierer, – damit die Deutschen ein Volk von Teilhabern, von Aktionären werden. Aber wenn wir diesen Weg nicht bald einzuschlagen beginnen, werden viel zu viele Bundesbürger im Alter erhebliche Abstriche an ihrem Lebensstandard vornehmen müssen.

MEIN FAZIT
Aktien sind eine wichtige Quelle des Wohlstands eines Landes, da sich große und kleine Unternehmen damit Eigenkapital beschaffen. Deshalb und auch wegen einer gleichmäßigeren Vermögensverteilung ist es dringend nötig, dass die Deutschen ihre Scheu vor Aktien ablegen und sich vermehrt auf diesem bequemen Weg an der Wertschöpfung von Unternehmen beteiligen.

Foto: Philip Steury/istockphoto.com

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