3. Inflationsschutz

Alles über Aktien

Aktien schützen vor Inflation

Den besten langfristigen Inflationsschutz bieten eindeutig Aktien. Das zeigen die Analysen, die ich im vorangegangenen Beitrag über die langfristigen Renditen verschiedener Investments zitiert habe. Meine Erfahrungen bestätigen das ebenso wie diese Langfriststudien. Das ist ganz logisch, weil sich Forderungen an Schuldner – das sind alle Zinsanlagen ebenso wie die Mehrzahl der Versicherungs-Anlagen – durch die Inflation entwerten. Eine Fräsmaschine oder eine Auto-Lackieranlage verlieren dagegen real nicht an Wert, ebenso wenig wie das wichtigste Kapital der Unternehmen: das Know-How ihrer Mitarbeiter. Besonders Aktien, die eine hohe, gesicherte Dividendenrendite aufweisen, sind attraktiv. Das schützt doppelt vor inflationärer Geldauszehrung – der Anleger hat die Chance auf Kursgewinne und steigende Dividendenzahlungen – in Inflationszeiten eher stärker als sonst. Im Gegensatz zu festen Zinsen bei Anleihen sind die Dividenden bei Aktien – weil sie bei steigenden Gewinnen entsprechend erhöht werden – gewissermaßen inflationsindexiert.

Nehmen wir ein paar Beispiele:

Die Allianz zahlte 9 € pro Aktie im Jahr 2019. Bezogen auf den Kurs am 30.06.2019 von 212 Euro errechnet sich nach der Formel 9×100 ÷ 212 = 4,2 % die Dividenden-Rendite. Wer nun die Allianz schon vor 10 Jahren besaß, bekam 2009 eine Dividende von 3,50 Euro. Der Kurs am 30.06.2009 war 65,63 Euro. Daraus errechnet sich eine Rendite von 5,3 %. Die Dividende von 9 Euro 2019 beträgt gegenüber der von 2009 das 2,6-fache.

Bezieht man aber die Dividende von 9 Euro auf den Kurs der Allianz am 30.06.2009 von 65,63 €, so ergibt sich eine Dividendenrendite von 13,7 %. Bezogen auf den Kapitaleinsatz von 65,63 Euro hat sich also für den Besitzer die anfängliche Rendite von 5,3 % kontinuierlich auf 13,7 % erhöht.

Weitere Beispiele:

BASF:
Dividende 2009 1,95 €, Kurs 2009 28,33 €, Dividendenrendite 6,9 %
Dividende 2019 3,2 €, Kurs 2019 63,92 €, Dividendenrendite 5,0 %
Dividende 3,2 € bezogen auf Kurs 2009 = 11,3 %
Steigerung der Dividende um 1,6-faches

Deutsche Post:
Dividende 2009 0,6 €, Kurs 2009 9,29 €, Dividendenrendite 6,5 %
Dividende 2019 1,15 €, Kurs 2019 28,9 €, Dividendenrendite 4,0 %
Dividende 1,15 € bezogen auf Kurs 2009 = 12,4 %
Steigerung der Dividende um 1,9-faches

Siemens:
Dividende 2009 1,6 €, Kurs 2009 47,638 €, Dividendenrendite 3,4 %
Dividende 2019 3,8 €, Kurs 2019 104,6 €, Dividendenrendite 3,6 %
Dividende 3,8 € bezogen auf Kurs 2009 = 8,0 %
Steigerung der Dividende um 2,4-faches

Diese Beispiele zeigen, dass die aktuelle Dividende, bezogen auf den aktuellen Kurs, nur von Bedeutung für den jetzigen Käufer ist. Leider ist es den wenigsten bekannt, wie ertragreich über die Jahre die Steigerung der Dividende für den Langfristanleger ist.

Wie bescheiden nimmt sich dagegen die Rendite für den Käufer einer 10-jährigen Bundesanleihe, gekauft 2009 mit einem Coupon von 3 %, aus. Er hat sich 10 Jahre lang mit einer Rendite von 3 % abspeisen lassen, während er mit einer Allianz-Aktie – einschließlich Dividenden – 17,7 % pro Jahr hätte einheimsen können.
Bei BASF waren es 12,5 % p.a., bei der Dt. Post 16,3 % p.a. und bei Siemens 11,8 % p.a.

Einschränkend sei gesagt, dass diese fetten Renditen während einer der längsten Haussen angefallen sind. In den kommenden Jahren wird es sehr wahrscheinlich bescheidener zugehen. Im langfristigen Schnitt liegen die jährlichen Aktien-Renditen – inklusive Dividenden – bei 9 bis 11 Prozent.

Der Vorteil der Aktie gilt so lange, bis die Notenbanken eine aus dem Ruder laufende Inflation mit massiven Zinssteigerungen bekämpfen. Darunter leiden mit Verzögerung Unternehmen und mit ihnen ihre Aktien. Anders gesagt: Die Inflation ist nicht schlecht für Aktien, nur der Kampf gegen die Inflation mit hohen Zinsen schadet ihnen in doppelter Hinsicht. Bei hohen Zinsen laufen die Geschäfte schlechter, die Unternehmensgewinne gehen zurück und die Anleihen werden attraktiv, sind also eine Konkurrenz zu Aktien.

2012 hat der renommierte Chefanalyst Sam Stovall vom Finanzdienstleister S&P Capital IQ die Kursentwicklung in den USA bis 1953 unter dem Inflations- und Zinsaspekt zurückverfolgt. Im Großen und Ganzen hat er das bestätigt, was an der Börse als Regel gilt, solange ich mich damit beschäftige: Erst bei Anleihezinsen oberhalb von sechs Prozent – was meistens der Fall ist, wenn die Inflationsrate der Vier-Prozent-Marke zustrebt – leiden Aktien. Es ist allerdings auf Jahre hinaus nicht zu erwarten, dass die Anleihezinsen auf sechs Prozent oder gar darüber ansteigen werden. Am besten sind, und das wird manchen wundern, nicht so extrem niedrige Zinsen wie in den letzten Jahren, sondern Renditen zwischen drei und vier Prozent. In solchen Phasen hat der US-Aktienindex im Jahresschnitt um gut 20 Prozent zugelegt, bei den jetzigen Zinsen von weniger als drei Prozent dagegen „nur“ um 14 Prozent. Das ist leicht zu erklären: Sind die Zinsen und mit ihnen die Inflation extrem niedrig, deutet das auf eine schwache Konjunktur hin. Steigen sie wieder Richtung Normalmaß, heißt das, dass die Wirtschaft Fahrt aufnimmt, die Unternehmensgewinne steigen und die Krisenängste abnehmen. Dann strömen die Anleger in Aktien.

Vier Gründe, warum die Inflation kommen wird

Ich gehe davon aus, dass die Inflation in den nächsten Jahren wieder ein Thema werden wird, auch in Deutschland, das traditionell zu den Ländern mit der geringsten Teuerung zählt.

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1. Expansive EZB-Politik

Erstens weil die maßlose Geldvermehrungspolitik vor allem der EZB aber auch der US-Fed, der britischen BoE und der japanischen BoJ die Saat für mehr Inflation gelegt hat. Sobald die Wirtschaft wieder besser läuft, müssen die Notenbanken die Fülle an Liquidität wieder einsammeln, wollen sie einen starken Anstieg der Inflation über die gewollte 2-Prozent-Marke hinaus verhindern. Das wird aber nach meinen Erfahrungen nicht klappen. Die Notenbanken sind traditionell stark bei der Kreation neuer Liquidität, aber schwach, wenn es darum geht, sie wieder einzusammeln.

Ich muss allerdings eine Einschränkung machen: Die Inflationsrate hält sich seit ein paar Jahren hartnäckig – mit kurzen Ausreißern – unter der von den Notenbanken angestrebten 2%-Marke. Das hat die frühere Chefin der US-Fed, Janet Yellen, zu der Bemerkung veranlasst, sie finde es mysteriös, dass trotz guter Konjunktur und Vollbeschäftigung die Inflation nicht, wie üblich, stärker anziehe.

Des Rätsels Lösung: Die tiefen Zinsen bei niedriger Inflation sind stark durch weltweit veränderte fundamentale Faktoren bedingt:

a) dem demografischen Wandel einer ergrauenden Weltbevölkerung: ältere Menschen sparen mehr und konsumieren weniger;
b) einer starken Ersparnisbildung in den Schwellenländern;
c) dem Wandel von einer Industrie- zu einer Wissensgesellschaft, in der Unternehmen weniger in Sachkapital investieren und selbst zu Sparern werden.

Einige dieser Einflussfaktoren könnten sich abschwächen aber ganz verschwinden werden sie nicht.

2. Hohe Staatsverschuldung

Zweitens wird die unheimlich hohe Staatsverschuldung in vielen Ländern der Welt, insbesondere aber in Europa, Japan und den USA, die Inflation beflügeln. Denn die Staaten können ihre Schuldenberge bei steigenden Teuerungsraten viel leichter abtragen als bei stabilen Preisen. Die aufgehäuften Schulden verlieren bei stärker steigenden Preisen real immer mehr an Wert – und die Regierungen werden deshalb im Zusammenspiel mit den Notenbanken alles daran setzen, durch eine Kombination aus höherer Inflation und künstlich niedrig gehaltenen Zinsen die Schulden real –also preisbereinigt – zu reduzieren.

Dass aber die Inflation seit Längerem so hartnäckig unter der 2%-Marke bleibt, ist den Staaten ein Dorn im Auge. Daher haben die Notenbanken sich den Kopf zerbrochen, wie sie aus diesem Dilemma herauskommen könnten. Die Gefahr besteht nämlich darin, dass sich bei dauerhaft niedrigen Inflationsraten die inflationären Erwartungen verfestigen und als Folge die Konsumneigung der Verbraucher und die Investitionslust der Unternehmen sich abschwächen. Dann bliebe die Inflation wie festgezurrt im Bereich von 1-2% hängen. Das wäre fatal, denn bei extrem niedrigen Inflationsraten würden die Staaten länger auf ihren hohen Schuldenbergen sitzen bleiben.

Um das zu verhindern wollen die Notenbanken die Rahmenbedingungen ihrer Geldpolitik ändern. Sie wollen – technisch ausgedrückt – anstreben, das Inflationsziel von 2% nur im Durchschnitt zu erreichen. Im Klartext: Sie werden nach einer Phase niedriger Inflation es zulassen, dass die Inflationsrate für eine Zeitlang über die 2%-Marke hinausgeht, damit die Inflationsrate im Durchschnitt bei etwa 2% liegt. In anderen Worten: Sie wollen, dass die Inflationsrate nicht nur unterschießt, sondern auch für längere Zeit überschießt. Auf diese Weise werden sich die inflationären Erwartungen auf einem höheren Niveau verankern. Und die Staaten werden sich auf Kosten der Anleger freuen, dass die Schuldenberge dank höherer Inflation schneller abschmelzen.

Für alle Zinsanleger bedeutet dies: Sie werden noch auf Jahre hinaus Mühe haben, Erträge zu erzielen, die oberhalb der Inflationsrate liegen. Die Entwertung, ja Enteignung ihres Vermögens geht weiter.

3. Steigende Lohnkosten in den Emerging Markets

Drittens nimmt der preisdämpfende Effekt der Einfuhren aus China und anderen Schwellen- und Entwicklungsländer nach und nach ab. Denn die Löhne und Gehälter dort klettern zum Teil mit zweistelligen Raten – und das wird sich mittelfristig in höhere Preise auch bei uns niederschlagen. Übrigens: Die Globalisierung mit ihrer Flut billiger Produkte aus den Schwellenländern gilt allgemein als Hauptgrund dafür, dass die Inflation seit nunmehr rund 30 Jahren nur moderat gestiegen ist. Da aber der Preiseffekt nachlässt, geht auch die von Emerging Markets geborgte Preisstabilität bei uns in den Industrieländern allmählich zu Ende.

4. Energie- und Rohstoffpreise steigen

Viertens neigt sich die Zeit niedriger Energie- und Rohstoffpreise ihrem Ende entgegen. Niedrigere Benzin- und Gaspreise sowie nur moderat steigende Nahrungsmittelkosten aber haben die Inflation in den letzten Jahren am stärksten gedrückt. Fällt dieser Entlastungseffekt weg, werden sich die inflationären Tendenzen wieder stärker durchsetzen. Außerdem wurden infolge der relativ niedrigen Rohstoffpreise kaum neue Kapazitäten geschaffen, so dass da und dort wegen Engpässen die Preise steigen werden.

MEIN FAZIT
Ich kann jedem Anleger angesichts der in den nächsten Jahren aufwärts gerichteten Inflationserwartungen nur dazu raten, rechtzeitig zu agieren statt zu spät zu reagieren.
Das gilt in ganz besonderem Maße für die Eurozone. Die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde ist bekannt dafür, dass sie eine ultralockere inflationistische Geldpolitik bevorzugt. Die EZB wird mit Lagarde nichts unversucht lassen, um Frankreich, Italien und den anderen südlichen Euro-Mitgliedsstaaten das Schuldenmachen zu erleichtern. Und sie wird vermutlich die Politisierung der EZB, also die Ausrichtung der Geldpolitik an den Interessen der Regierungen statt der Unternehmen, Verbraucher und Anleger noch weiter vorantreiben.
Gerade in Zeiten der Null- und Negativzinsen heißt dies vor allem: Nominale Geldwerte wie Anleihen, Sparbriefe, Einlagen bei Banken abbauen, Lebensversicherungsprodukte meiden und Sachwerte, insbesondere Aktien aufbauen. Das ist das Gebot der nächsten Jahre!

Foto: hd3dsh/istockphoto.com

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