Die Wohlstandsrevolution
Die Wohlstandsrevolution | Beschreibung
Dies war mein erstes Buch.
Es entstand nach revolutionären Ereignissen: Der deutschen Wiedervereinigung, dem Bankrott des Kommunismus und dem Zerfall der Sowjetunion.
Den Titel: Die „Wohlstandsrevolution“ wählte ich, weil ich erwartete, dass sich jetzt der Kapitalismus – oder die deutsche Lesart: „Marktwirtschaft“ – weltweit ausbreiten würde und parallel dazu auch Kapitalmärkte in den früheren kommunistischen Staaten entstehen würden.
Ich schrieb, dass der größte Teil der Welt da stehe, wo Westdeutschland bei der Veröffentlichung von Ludwig Erhards Buch „Wohlstand für alle“ 1957 gestanden hatte.
Die heutigen Dimensionen waren aber um ein Vielfältiges größer. Sein Buch bezog sich damals auf eine Bevölkerung von 50 Millionen Deutschen. Die Wohlstandsrevolution würde sich jedoch auf das Leben von etwa 4 Milliarden Menschen auswirken.
Ich habe in meinem Erstlingswerk eine große Spannweite von Themen bearbeitet. Es ist also kein reines Börsenbuch. Ich habe das gesamte politische, technologische und wirtschaftliche Umfeld der 1990er Jahre vor dem Hintergrund der revolutionären Vorgänge in den 1980er Jahren analysiert. Auf dieser Basis kam ich zu folgenden anlagepolitischen Schlussfolgerungen:
1. In den 1990er Jahren wird das Wirtschaftswachstum weltweit höher ausfallen als in den 1980er Jahren.
2. Die Entwicklungsländer (Emerging Markets) Lateinamerikas, Südostasiens und Südeuropas werden besonders schnell vorankommen.
3. Aktien werden andere Sparformen deutlich aus dem Feld schlagen.
4. Die Börsenschwankungen werden heftiger.
5. Die Kapitalmarktzinsen werden auf 6 bis 7% fallen.
Obwohl ich mit diesen Annahmen im Gegensatz zu vielen anderen Prognostikern stand, stelle ich im Rückblick fest, dass ich im Wesentlichen richtig lag.
Besonders ausführlich setzte ich mich mit der Zukunft Europas nach der Wiedervereinigung Deutschlands auseinander. Ich widmete diesem Thema allein über 100 Seiten.
Damals wurden die Maastrichter Beschlüsse 1991 diskutiert, an vorderster Stelle die Einführung einer Gemeinschaftswährung. Ich schlug mich auf die Seite der Gegner mit den Worten:
„Um Schaden von Europa . . . abzuwenden darf die Währungsunion . . . erst am Schluss des ganzen Anpassungsprozesses kommen – ohne Zeitdruck und Manipulationen. Sie muss gewissermaßen Belohnung und Krönung sein, nachdem alle EG-Mitglieder einheitliche marktwirtschaftliche und ordnungspolitische Verhältnisse geschaffen haben.“
Den Namen „Euro“ gab es damals noch nicht. Er wurde gegen alle Vernunft eingeführt. Heute wissen wir wie viele Probleme der Euro geschaffen und welchen Schaden er in Europa angerichtet hat.
Geopolitisch habe ich mich mit drei Mächten befasst: Die USA, Japan und Deutschland. Japan galt damals als die Supermacht schlechthin. Doch ich nannte das Kapitel: „Japan vor dem Abstieg, die USA vor dem Aufstieg, Deutschland vor dem Umstieg“.
Aus heutiger Sicht war der Höhenflug Japans schon zu Ende, die Supermacht USA steht heute außer Frage und Deutschland befindet sich noch immer im Umstieg.
Anlagepolitisch haben mich die Schwellenländer besonders interessiert.
Sie waren für mich die zukünftigen Börsenstars. Sie nannte ich die Hauptgewinner der Wohlstandrevolution. Ich war von dieser Idee so überzeugt, dass ich 1993 einen Emerging Markets-Fonds initiierte, den „Pro Fonds Emerging Markets“. Er startete 1994 und feiert 2019 sein 25-jähriges Jubiläum.
SOS Europa
SOS Europa | Beschreibung
Bei dem 2016 erschienen Buch „SOS Europa“ war ich einer von drei Herausgebern und habe den Eingangsbeitrag geschrieben. Er trägt die Überschrift „ Europa erneuern mit einem klaren ordnungspolitischen Kompass“, Untertitel „Den Euro-Albtraum beenden – Europa entfesseln“. Darin schildere ich die Fehler und Versäumnisse, die von der EU-Spitze und den Euroland-Staaten begangenen worden sind – und welche Maßnahmen nötig sind, um in Europa, das ich als „gefesselten Gulliver„ bezeichne, eine neue Wachstumsdynamik zu entfesseln.
Im Zentrum des Euro-Projekts standen große Erwartungen an die europäische Wirtschaft, die dynamisch wachsen und mehr Jobs schaffen sollte.
Ein Sondergipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs in Lissabon am 22. und 23. 03.2000 gab für das kommende Jahrzehnt großspurig als Ziel aus, „die Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum der Welt zu machen . . . mit mehr und besseren Arbeitsplätzen“.
Die vermessen klingende Lissabon-Agenda war als flankierende Ergänzung zum Euro gedacht, die ihre Wirkung zusammen mit der Gemeinschaftswährung entfalten sollte.
Doch das Gegenteil trat ein: In den südeuropäischen Ländern herrschte Massenarbeitslosigkeit. Die Aufbruchsstimmung schlug um in eine Abbruchstimmung.
Ich zeige auf, dass Währungsverbünde ohne vorherige staatliche Einigung – wie es auch der Euro ist – regelmäßig gescheitert sind. Bestes Beispiel ist die lateinische Münzunion, zu der sich 1865 Frankreich, Belgien, die Schweiz, Italien, der Vatikan und drei Jahre später auch Griechenland zusammenschlossen.
Dem Zusammenschluss lag, wie beim Euro, eine politische Motivation zu Grunde. Und schon damals war Frankreich, wie beim Euro, die treibende Kraft, das neben währungs- und handelspolitischen Zielen damit auch machtpolitische Interessen verfolgte.
Doch während der 1880er und 1890er Jahre kam es in dem wirtschaftlich heterogenen Verbund zu Währungskrisen. Die italienische Regierung druckte zum Stopfen ihrer Haushaltslöcher kaum konvertierbares Papiergeld. Dies führte nicht nur in Italien, sondern auch in Frankreich und Belgien zu Inflation. Griechenland verstieß noch dreister gegen die Regeln, in dem es ungedeckte Papier-Drachmen druckte, die sie gleichzeitig gegen Gold- und Silbermünzen aus anderen Unionsländern eintauschten. Sie wandelten wertloses Papier in Gold und Silber um. Doch auch mit solchen betrügerischen Tricks konnten die Griechen einen Bankrott nicht aufhalten. Die anderen Mitglieder schlossen Griechenland vorübergehend aus. Nach langem Siechtum endete die Münzunion Mitte der 1920er Jahre.
Dass sie trotz der fast permanenten handelspolitischen Konflikte so langehielt, lag daran, dass die Kosten einer Auflösung den Regierungen in Paris und Rom zu hoch erschienen, die sie hätten abschreiben müssen. Der Ausgang der Münzunion belegt, wie schwierig es ist, aus einer Währungsgemeinschaft, die keine Ausstiegsklausel hat, wieder herauszukommen. Währungsunionen aus souveränen Mitgliedsstaaten sind instabile Gebilde mit begrenzter Lebensdauer. Das hätte eigentlich den Schöpfern des Euro eine Lektion sein müssen – hat es aber nicht.
Der Euro ist wie eine Zwangsjacke in nur einer Standardgröße, in die jedes Euro-Mitglied, ob groß oder klein, dick oder dünn, hineingeschlüpft ist. Den Club-Med-Ländern ist sie zu eng, sie schnürt ihnen die Luft ab. Den Nordländern, an erster Stelle Deutschland, ist sie zu weit.
Übertragen auf Europa heißt dies, dass es vom Ziel einer immer engeren Einheit und von der Idee einer einheitlichen Regulierung und Normierung möglichst vieler Lebensbereiche Abschied nehmen sollte. Die Form einer flexiblen, produktiven und den individuellen Bedürfnissen und Eigenheiten seiner Mitglieder adäquaten EU wäre weniger als ein Bundesstaat oder eine Republik, aber mehr als eine Freihandelszone. Sie wäre ein Staatenverbund – oder in de Gaulles Worten ein „Europa der Vaterländer“. Wenn wir stur am Euro festhalten, wird aus dem 500-Millionen Riesenreich Europa ein unbeweglicher Koloss, wie ihn der irische Schriftsteller Jonathan Swift in seinem satirischen Roman „Gulliver’s Reisen“ beschrieben hat.
Die EU litt schon immer unter dem Konflikt zwischen Frankreich und Großbritannien über die institutionelle Form der Union: Frankreich mit seinen zentralstaatlichen Tendenzen und dem Drang zur Vergemeinschaftung , und Großbritannien mit seinen dezentralistischen, eigenstaatlichen, weltoffenen Traditionen. Das wurde in der berühmten Rede 1988 von Margaret Thatcher im belgischen Brügge deutlich, als sie unverblümt davon sprach, die Souveränität der europäischen Staaten sei so weit wie möglich zu erhalten. Ihre institutionellen und wirtschaftlichen Verschiedenheiten müssten kein Nachteil sein. Ganz im Gegenteil, die einzelnen Länder könnten im freien Markt miteinander konkurrieren, um auf diese Weise das Bestmögliche für die Wirtschaft und die Konsumenten herauszuholen.
Ich stelle mich klar auf die Seite Großbritanniens.
Europas Stärke liegt, so argumentiere ich in dem Beitrag, gerade in der Vielfalt seiner Traditionen, seiner Talente und Temperamente. Es kommt nicht darauf an, die Schwächen der Einzelstaaten auszumerzen, sondern darauf, die Stärken auszuspielen und zu bündeln. In der Zwangsjacke Euro wird versucht, die Schwächen zu beseitigen. Das ist die falsche Methode.
Europa ist ein faszinierender Kontinent, der wie ein Magnet Jahr für Jahr Millionen von Touristen aus Amerika, Afrika und Asien anzieht. Wir sollten uns aber nicht nur für unsere reichhaltige Geschichte und Kultur bestaunen lassen, sondern auch als dynamische Wirtschaftsmacht. Eine neue Dynamik entsteht durch einen arbeitsteiligen, freien Markt, in dem jedes Mitgliedsland seine Fähigkeiten und Talente bestmöglich zum Einsatz bringen kann. Nur mit einem „entfesselten Gulliver“ lässt sich Europa erneuern und eine prosperierende Zukunft schaffen!
Ludwig Erhard Jetzt
Ludwig Erhard Jetzt | Beschreibung
Für dieses Buch habe ich einen der Beiträge geschrieben. Der Titel lautet: „Erhard und die Kritik der aktuellen Politik“.
Die soziale Marktwirtschaft im Erhard’schen Sinne existiert in Deutschland nicht mehr.
Deutschland ist heute ein aus Steuergeldern finanzierter Umverteilungsstaat, vor dem Ludwig Erhard eindringlich gewarnt hat.
Erhards soziale Marktwirtschaft ist weit mehr als ein Wirtschaftsmodell, es ist ein Gesellschaftsmodell. Es beruht auf der Verbindung des Prinzips der Freiheit des Markts und des Wettbewerbs mit dem des sozialen Ausgleichs.
Die Komponenten der Sozialen Marktwirtschaft sind: freies Unternehmertum, Eigeninitiative, Wettbewerb und Gewinnsystem.
Für Erhard galt diese Marktwirtschaft gleichzeitig als sozial, weil sie die Grundlage für einen breiten Wohlstand schafft und dadurch erst die finanziellen Mittel für die Sozialleistungen erwirtschaftet.
Er warnte eindringlich vor einer Ausdehnung der Staatstätigkeit und mahnte, der Staat müsse sich auf seine Kernaufgaben beschränken. Er verglich die Rolle des Staats mit der eines Schiedsrichters, der beim Fußballspiel selbst nicht mitspielt, sondern auf der Einhaltung der Regeln achtet und Regelverstöße ahndet.
Seine Mahnung wurde missachtet. Der Staat ist nicht mehr nur Schiedsrichter, sondern er spielt aktiv als Wirtschaftsakteur mit.
Das zeigt sich an den Ausgaben des Staats für Soziales:
Im Jahr 2018 hat Deutschland eine Billion Euro für Soziales ausgegeben. Das entspricht fast einem Drittel des Staatshaushaltes.
Die „Wohltaten“ und ein riesiger Verteilungsapparat kosten die deutschen Bürger heute eine staatliche Abgabenquote von knapp 50 Prozent. Das heißt, dass wir im Schnitt die Hälfte des Jahres für den Staat arbeiten.
Zu Erhards Zeiten war die Steuer- und Sozialabgabenquote nur etwa halb so hoch und er befand, dass diese „hohe Quote“ unbedingt gesenkt werden müsse!
Es ist eingetroffen, wovor er mit folgenden Worten gewarnt hatte:
„Die wachsende Sozialisierung der Einkommensverwendung . . . die weitgehende Entmündigung des Einzelnen und die zunehmende Abhängigkeit vom . . . Staat – aber damit zwangsläufig auch die Verkümmerung eines freien und funktionsfähigen Kapitalmarkts als einer wesentlichen Voraussetzung für die Expansion der Marktwirtschaft – müssen die Folgen dieses gefährlichen Weges hin zum Versorgungsstaat sein, an dessen Ende der soziale Untertan und die bevormundete Garantierung der materiellen Sicherheit . . .stehen wird. Die Blindheit und die intellektuelle Fahrlässigkeit, mit der wir dem Versorgungs- und Wohlfahrtsstaats zusteuern, kann nur zu unserem Unheil ausschlagen.“
Das Unheil ist eingetroffen.
Einer Umfrage zu Folge hat jeder zweite Deutsche Angst vor der Altersarmut. Seine Altersrente hängt zu drei Viertel vom Staat ab, so stark wie in keinem anderen Industriestaat. Die Politik hat die Deutschen in die völlige Abhängigkeit des Staats hineingezogen – sie zu „sozialen Untertanen“ gemacht.
Deutschland ist in der Altersvorsorge den völlig falschen Weg gegangen. Erhard wollte aus den Deutschen ein Volk von Teilhabern – „Volksaktionären“ – machen. Und er brachte schon 1959 drei Volksaktien an die Börse: Preussag, Veba und VW.
Nach seinem Abgang als Bundeskanzler 1966 gab es keine weiteren Volksaktien mehr. Erhards Vision von einer freiheitlichen Gesellschaft von Teilhabern, deren Sicherheit primär aus ihrer eigenen Leistung und ihrer Selbstvorsorge kommt, wurde nicht verwirklicht.
Erhards wahre Soziale Marktwirtschaft hat Angela Merkel 2005, seit sie Bundeskanzlerin ist, in der Versenkung verschwinden lassen. Vor der Bundestagswahl hatte sie 2005 auf dem Leipziger CDU-Parteitag Erhard vehement gehuldigt. Bei der Wahl stürzte die CDU/CSU von Umfragewerten von 42 Prozent auf 35,2 Prozent ab und entkam nur knapp einer Niederlage. Daraus schloss Merkel, dass die Deutschen mehrheitlich schon so staatshörig seien, dass sie nichts mehr wissen wollten von dem marktwirtschaftlichen Prinzip „so viel Freiheit wie möglich, so viel Staat wie nötig“. Darauf riss sie das Ruder um 180 Grad herum und seitdem praktiziert sie eine dem deutschen Volk gefällige Politik.
Ein Staatsmann, der prinzipienfest ist, gibt dem Volk, was es braucht. Ein opportunistischer Politiker dagegen gibt dem Volk, was es will. In diese Kategorie gehört meines Erachtens Angela Merkel.
Nach Erhards Modell gäbe es keine Debatte über Altersarmut. Die heutige Politik praktiziert das krasse Gegenteil von Erhards Gesellschaftsmodell.
Doch es scheint in der Natur der Deutschen zu liegen, dass sie erst mit dem Rücken zur Wand zur Vernunft kommen und drastische Kurskorrekturen vornehmen.
In den Worten von Ludwig Erhard: „Das war schon immer die geschichtliche Tragödie der Deutschen, dass sie ihre höchsten Tugenden in der Not entfalteten, sich aber Stunden des Glücks nicht gewachsen zeigten.“
Noch ist nicht alle Hoffnung verloren. Es könnte in nicht allzu ferner Zukunft die Situation eintreten, an der wir die Gelegenheit bekommen, unsere höchsten Tugenden zu entfalten.