2. Attraktive Renditen

Alles über Aktien

Aktien bringen langfristig die höchsten Renditen

Die meisten Anleger sehen Aktien vorwiegend als Spekulationsobjekte an, mit denen man nur gewinnen kann, wenn man den richtigen Riecher hat und kurzfristig hin und her handelt. Aber hin und her, so lautet eine der treffendsten Börsenweisheiten, macht Taschen leer. Wer dagegen langfristig in Aktien investiert, sich also wie ein Unternehmer verhält, schont Nerven und Geldbeutel – und kann mit Erträgen rechnen, die weit über jenen liegen, die üblicherweise mit Zinsanlagen zu erzielen sind. Das gilt vor allem in den schon viel zu lang andauernden Zeiten, in denen es für sichere Zinspapiere praktisch keine Zinsen mehr gibt.
Langfristig, das zeigen zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, sind die Renditen von Aktien unschlagbar. Und das gilt für nahezu alle Länder. Ein paar Beispiele gefällig?

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1. Der DAX

Fangen wir mit Deutschland an. Hier ist in der Öffentlichkeit der DAX das Maß aller Dinge. Und in der Tat kann sich seine Erfolgsgeschichte sehen lassen. Seit seiner Einführung Mitte 1988 mit 1163 Punkten hat er sein Niveau bis Juli 2019 auf über 12 000 Zähler mehr als verzehnfacht – oder, um es in jährlichen Durchschnittserträgen auszudrücken, um 8,0 % pro Jahr zugelegt. Und das, obwohl in diesen drei Jahrzehnten die schlimmsten Crashs der jüngeren Geschichte stattfanden – vom Platzen der Internetblase im Jahr 2000 über die Kursstürze nach den Al-Kaida-Terroranschlägen auf New York und Washington bis zur Finanz- und später auch noch Staatsschuldenkrise ab 2008.
Aus 10 000 Euro, Mitte 1988 angelegt, wurden mit Kursgewinnen und wiederangelegten Dividenden mit dem DAX über 100 000 Euro. Ein Großteil davon steuerten Dividenden bei, die im DAX, anders als in den meisten ausländischen Indizes, mit eingerechnet werden.


Schon wenn Sie weiterblättern, werden Sie aber feststellen, dass der DAX nicht einmal im eigenen Land das Maß aller Dinge ist. Darüber hinaus werden Sie erfahren, dass das Gras in Nachbars Garten tatsächlich grüner ist und dass es sich langfristig reichlich auszahlt, in der Aktienanlage über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und „fremdzugehen“, d.h. auch in ausländische Aktien oder Fonds anzulegen.

Der DAX ist außerdem einer der schwankungsreichsten Indices unter den internationalen Hauptaktienmärkten. Das ergibt ein für den deutschen Anleger falsches Bild und verfestigt das weitverbreitete Vorurteil, dass Aktien sehr riskant und nur etwas für Betuchte oder Zocker seien, und das ist sicher einer der Gründe für die Aktienaversion der Deutschen.

 

2. Der MDAX

Noch besser lief es mit anderen deutschen Marktbarometern. Das gilt vor allem für den MDAX, der die 60 wichtigsten börsennotierten mittelgroßen Unternehmen umfasst. Ihn gibt es zwar erst seit 1996, aber der Index wurde zurückberechnet, sodass er mit dem DAX vergleichbar ist. Das Ergebnis mag viele verblüffen: Der MDAX hat im Durchschnitt seit Mitte 1988 10,5 % pro Jahr erzielt und sein Niveau in den 31 Jahren auf mehr als das 20fache gesteigert. Aus 10 000 Euro wurden somit mehr als 200 000 Euro. Der Zinseszinseffekt, also die Wiederanlage der Dividenden, hat dafür gesorgt, dass der MDAX trotz einer „nur“ um 2,5 Prozentpunkte höheren Durchschnittsrendite als beim DAX ein mehr als doppelt so hohes Endkapital erreicht hat.

3. Deutschland im Vergleich

Es gibt aber auch viel längere Untersuchungszeiträume als die Jahre seit 1988. So haben drei Wissenschaftler der London Business School – Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton – weltweit die Renditen von Aktien und den beiden wichtigsten Zinsanlagen Staatsanleihen und Schatzwechsel (Cash) seit dem Jahr 1900 analysiert, und zwar real, also nach Abzug der Inflation. Denn nur so sind die Erträge international vergleichbar.

Mit Aktien haben Deutsche die Währungsreformen der 1920er und 1940er Jahre weitaus besser überstanden als mit Zinsanlagen. Das Ergebnis für Deutschland: Nur mit Aktien konnten Anleger in den 118 Jahren bis 2018 die Inflation schlagen. Aus einem fiktiven Euro wurden mit Aktien 45 Euro, während ein Euro bei Anleihen auf 21 Cent und bei Cash auf 7 Cent schrumpfte. Das hängt mit den beiden Hyperinflationen und Währungsreformen nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg zusammen, die Zinsanlagen in Reichsmark praktisch wertlos verfallen ließen, während die Eigentumsrechte der Aktionäre an „ihren“ Unternehmen weitgehend bestehen blieben. Hier hat sich der große Vorzug von Sachkapital herausragend bewährt. Unternehmen mögen zwar zerbombt und geplündert worden sein – aber viele überstanden die Kriege und konnten neu aufgebaut werden.

4. USA im Vergleich

Die Aktienerträge waren in den meisten anderen Industriestaaten in den Jahren seit 1900 wesentlich höher als in Deutschland, weil sie keine zwei so schrecklichen Währungsreformen erlitten haben. Weltweit ist deshalb ein Dollar mit Aktien real zu 316 Dollar angeschwollen, mit Anleihen dagegen nur auf 9,2 Dollar und mit Cash auf 2,6 Dollar. Das alles real, wohlgemerkt. Das entspricht bei Aktien einer durchschnittlichen realen Rendite von 5,0 % pro Jahr, während es Anleihen auf 1,9 % pro Jahr und Cash auf 0,8 % pro Jahr brachten. In dieser Untersuchung haben die Wissenschaftler 23 Länder analysiert.

Ein Land, das keine Kriege auf eigenem Boden über sich ergehen lassen musste und das als eines der wenigen eine Historie aufweist, die nicht durch Währungsreformen oder Hyperinflationen gebrochen ist, sind die USA. Entsprechend sind dort die Renditen noch höher als im Weltdurchschnitt. Mit Aktien wurden aus einem Dollar von 1900 bis 2018 sage und schreibe 1510 Dollar, mit Anleihen nur 9,2 Dollar und mit Cash 2,6 Dollar. Wie immer inflationsbereinigt, also real. Das ergibt mit Aktien eine Durchschnittsrendite von 6,4 % pro Jahr, während es bei Anleihen 1,9 % und bei Cash 0,8 % waren, also ähnlich wie weltweit. Der „kleine“ Unterschied von 6,4 % (USA) gegenüber 5,0 % (weltweit) Durchschnittsrendite macht also Riesensummen beim Endkapital aus – 1510 Dollar gegenüber 316 Dollar, also deutlich mehr als das das Vierfache!

Nun werden Sie zu Recht sagen, dass Sie es kaum schaffen werden, 118 Jahre lang Kapital anzusparen. Trotzdem zeigen diese ultralangfristigen Betrachtungen, dass es eine Gesetzmäßigkeit in der Geldanlage gibt. Und die lautet, dass die Aktie langfristig die mit Abstand renditereichste Investmentform ist. Diese Gesetzmäßigkeit sollte sich jeder Sparer zunutze machen und sich nicht von den kurzfristigen Schwankungen und möglichen Kursverlusten (die ja bei einem Langfristanleger nur auf dem Papier entstehen) abschrecken lassen. Dass sich dies auch in kürzeren Zeiträumen lohnt, zeigen ja die Beispiele von DAX und MDAX. Freilich gilt das nicht für einzelne Aktien, sondern für den Durchschnitt eines Aktienmarkts. Deshalb ist es so wichtig, die Anlagen breit zu streuen. Mit Aktienfonds oder noch besser mit ETFs, die ganze Indizes nachbilden, lässt sich das bereits mit relativ kleinen Beträgen bewerkstelligen.

5. Value-Aktien

Ein Wissenschaftler, der die Entwicklung nicht ganz bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts verfolgt, sondern „erst“ ab 1926, ist Yale-Professor Roger Ibbotson. Die grundlegenden Ergebnisse des Amerikaners sehen ähnlich aus wie bei den drei Briten. Auch er stellt fest, dass langfristig Aktien alle anderen Vermögensklassen aus dem Feld schlagen. Aber er geht noch etwas in die Tiefe und unterscheidet verschiedene Anlagestile – und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass auf lange Sicht Value-Aktien oder Substanztitel deutlich höhere Renditen bringen als Growth-Aktien oder Wachstumswerte, wie sie überwiegend im Technologiesektor anzutreffen sind. In den 90 Jahren von 1926 bis 2015 stachen Substanzwerte grosser Unternehmen (Large Caps) in den USA mit durchschnittlich 11,0 % Rendite (nicht real, also inklusive Inflation von durchschnittlich 3,0 %) die Wachstumswerte mit 9,1 % deutlich aus.

6. Small Caps

Der Wirtschafts-Nobelpreisträger von 2013, Eugene Fama, hat die Renditevorzüge von Substanzwerten gegenüber Wachstumswerten in Studien ebenfalls nachgewiesen und zudem noch belegt, dass langfristig die Aktien von kleinen und mittleren Unternehmen besser abschneiden als die von großen Unternehmen. Er hat daraus das sogenannte „Small Cap Value Premium“ abgeleitet, also die Tatsache, dass Anleger mit kleinen Aktien und mit Value-Aktien bessere Renditen erzielen – allerdings oft verbunden mit stärkeren Kursschwankungen, also einem höheren Risiko. Deshalb ist es so wichtig, seine Geldanlagen breit zu streuen. Nicht nur in verschiedene Anlageklassen, sondern im Aktienbereich auch in unterschiedliche Länder, Branchen und Anlagestile.

Die Quintessenz der wissenschaftlichen Studien sowie meiner eigenen langjährigen Erfahrung als Vermögensverwalter und Fondsmanager habe ich in meinem Buch „Der einfache Weg zum Wohlstand“ zu einem Modell für ein ertragsstarkes und risikoarmes Langfristdepot aus Aktien und Anleihen verarbeitet. Es eignet sich für die Altersvorsorge auch weitaus besser als die klassische Lebensversicherung, das liebste Instrument zur Vorsorge für die Deutschen. Da die Versicherer rund 90 % der Kundenbeiträge in verzinsliche Anlagen stecken und nur etwa 4 % in Aktien, ist klar, dass die Rendite immer weiter fällt. Am besten lässt sich das an der Garantieverzinsung ablesen, die seit 2017 nur noch 0,9% beträgt. In den 1990er Jahren war sie größtenteils bei 4,0% gelegen, also mehr als viermal so hoch.

Das ist meilenweit von den Renditen entfernt, die Anleger mit einer langfristigen Aktienanlage in der Regel erzielen. Die Deutschen mit ihren 90 Millionen Lebensversicherungsverträgen verbauen sich ihre Zukunft, indem sie in der Altersvorsorge vor allem auf gering verzinste, teure und unflexible klassische Lebensversicherungen setzen, statt wenigstens einen Teil der Ersparnisse in Aktien zu investieren. Allerdings haben einige Versicherungsgesellschaften inzwischen reagiert und bieten Lebensversicherungsverträge ohne Garantie an. Das sorgt für mehr Flexibilität in der Anlagepolitik und ermöglicht einen höheren Aktienanteil.

MEIN FAZIT
Für die langfristige Geldanlage und vor allem für die Altersvorsorge sind Aktien unverzichtbar. Sie bringen viel höhere Erträge als Zins- und Versicherungsanlagen – wenn Sparer die Prinzipien der globalen Streuung beherzigen!

Foto: arthonmeekodong/freepik.com

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