4. Versicherungslösungen

Alles über Altersvorsorge

Lebensversicherung & Co. lohnen sich nicht

In der Vergangenheit haben Deutschlands Politiker bei der privaten und betrieblichen Altersvorsorge in erster Linie auf Versicherungslösungen gebaut – und diese auch mit Steuerermäßigungen und Zulagen gefördert. Für klassische Lebensversicherungen und die private Rentenversicherung gilt dies ebenso wie für ähnlich konstruierte Riester-Versicherungen oder Pensionskassen. Das aber ist der völlig falsche Ansatz, vor allem in der nun schon über zehn Jahre andauernden Periode der Niedrigzinsen. Denn Versicherungsprodukte leiden darunter, dass sie vorwiegend in Zinsanlagen investiert sind. Zum Teil liegt das daran, dass die staatlichen und internationalen Regulierungen und Vorschriften den Versicherungsgesellschaften wenig Wahl lassen, wie und wo sie das Geld anlegen. Aber damit lassen sich seit Jahren keine vernünftigen Renditen mehr erzielen.
Die Durchschnittsverzinsung aller von Lebensversicherungen verwalteten Kapitalanlagen lag zwar 2019 2022 bei rund 2,1 % – aber das ist vor allem dem Bestand an „alten“ Anleihen zu verdanken, der noch aus Zeiten mit höheren Renditen stammen. Der Block gut verzinster Anleihen und Kredite schmilzt jedoch von Jahr zu Jahr. Die Gelder, die sie bei der Rückzahlung dieser Anleihen erhalten, können Versicherungsunternehmen nur zu sehr viel niedrigeren Zinsen wieder anlegen.

Trotzdem gab es in Deutschland Ende 2022 mit 81,8 Millionen fast so viele Lebensversicherungsverträge als Einwohner. Rund 1,1 Billionen Euro haben die Deutschen dort angespart. Wie stark der Renditeverfall voranschreitet, lässt sich am besten am Garantiezins ablesen, den Versicherungskunden im Normalfall mindestens erhalten: Bis Anfang 2000 lag er bei 4,0%, seit 2022 beträgt er 0,25 %. Diese Magerzinsen gibt es aber nicht auf die gesamten Beiträge der Kunden, sondern nur für den Sparanteil, bei dem Kosten für den Vertragsabschluss (vor allem Provisionen für Vertreter), für Verwaltung und für den Risikoschutz abgezogen werden. Zwar kann es darüber hinaus noch, je nach Anlageerfolg der Unternehmen, Überschussbeteiligungen geben – aber auch die schmelzen mit den Magerzinsen dahin. Wer also auf Lebensversicherungen und andere Versicherungslösungen baut, baut in der Altersvorsorge auf sehr sandigem Boden.

Jetzt rächt es sich, dass die Lebensversicherer viel zu sehr auf Zinsanlagen setzen. Der Aktienanteil lag dagegen bei mickrigen 5 %. Diese Zahlen gelten größenordnungsmäßig auch für Riester-Versicherungen, die meisten Pensionskassen oder Direktversicherungen. Der geringe Aktienanteil ist im Übrigen sogar ein kleiner Fortschritt, denn zeitweise hatte die Assekuranz gerade mal 3% in Dividendenpapieren investiert. Erlaubt wären 35%. Damit sind wir schon bei den Konstruktionsfehlern der Versicherungslösungen:

Fehler 1: Zu wenige Aktien

Lebensversicherungen mit ihren extrem langen Laufzeiten von oft 30 bis 40 Jahren sind geradezu prädestiniert, einen hohen Aktienanteil aufzubauen, so wie es Versicherungen im Ausland häufig vorexerzieren. Dank der langen Anlagedauer könnten sie kurzfristige Schwankungen aussitzen und die langfristige Risikoprämie von Aktien einstreichen.

Fehler 2: Zu geringe Streuung

Die wichtigste Regel der Kapitalanlage lautet: Die Gelder möglichst breit streuen, das senkt das Risiko. Aber Versicherungen machen genau das Gegenteil: Sie investieren fast 85% der Kundenersparnisse in Zinsanlagen. Wenn, wie seit der Finanzkrise, die Zinsen auf null oder darunter fallen, birgt das gewaltige Ertragsrisiken und setzt die Altersvorsorge der Kunden aufs Spiel. Wenn nun aber die Zinsen irgendwann wieder klettern, kommt das nächste Problem: Steigende Renditen sind zwar gut für die Neuanlage der Versichertengelder, aber höchst gefährlich für die riesige Masse an Anleihen im Depot. Steigende Zinsen lassen die Kurse der ausstehenden Anleihen fallen, je länger die Laufzeit, desto stärker. Wenn die Rendite einer 10-jährigen Bundesanleihe von -0,5% auf+ 0,5% steigt, bedeutet das einen Kursverlust von rund 10%, bei 30 Jahren Laufzeit sind es sage und schreibe 20%. Wenn die Zinsen in die Nähe früherer Normalstände klettern sollten, drohen enorme Buchverluste beim Anleihebestand der Versicherer. Bei einem Renditeanstieg auf 3% würde sich die 30jährige Bundesanleihe im Kurs mehr als halbieren!

Fehler 3: Mangelnde Transparenz

Bei ETFs wissen die Anleger jederzeit, wo ihr Geld angelegt ist, bei Fonds erfahren sie das mehrmals im Jahr – aber bei Lebensversicherungen tappen sie immer im Dunkeln. Dort erhalten sie in den Berichten nur Auskunft über die Anlageart, aber nicht über die einzelnen Wertpapiere. Ich würde nie mein Geld investieren, wenn ich nicht genau weiß, wo es angelegt ist. Auch die Berechnung der Überschüsse bleibt für die Kunden im Dunkeln.

Fehler 4: Sündteure Garantien

Im Kapitel über die Riester-Rente habe ich ja ausführlich den Garantie-Wahnsinn geschildert, der auch bei klassischen Lebensversicherungen dazu führt, dass der Großteil der Anlagen „sicher“ investiert werden muss, um die Garantieverzinsung einzuhalten. Das trägt zum Übergewicht der Zinsanlagen bei – und damit zu den teilweise lächerlich geringen Renditen.

Übrigens: Einige Assekuranzunternehmen haben auf die Risiken, die das Zinstief mit sich bringt, reagiert und bieten keine klassische Lebensversicherung (also mit Garantie) mehr an, andere offerieren zusätzlich Policen mit geringeren Garantien, um weniger Geld in Zins- und mehr in Aktienanlagen stecken zu können. Das ist allerding bei den meisten derartigen Lösungen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die sonstigen Nachteile der Lebensversicherung lassen sich damit nicht wegwischen.

MEIN FAZIT
Lebensversicherungen und andere Versicherungslösungen eignen sich nicht für die Altersvorsorge. Sie sind zu zinslastig, zu teuer, zu unflexibel und zu intransparent. Und sie werfen bei Neuabschlüssen viel zu geringe Renditen ab, um damit einen sorgenfreien Ruhestand genießen zu können.

Foto: khongtham/freepik.com

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