3. Gute Idee Deutschland-Rente

Alles über Altersvorsorge

Ein Deutschland-Fonds als attraktive Alternative

In der deutschen Rentenpolitik mahlen die Mühlen ausgesprochen langsam. Das zeigt auch die Diskussion um die so genannte Deutschland-Rente. Bereits 2015 hatten drei hessische Minister (zwei aus der CDU und einer von den Grünen) dieses, wie sie es nannten, „ einfaches, kostengünstiges und transparentes Standardprodukt“ vorgestellt, als Gegenentwurf zur Riester-Rente. Kernstück soll ein „Deutschland-Fonds“ sein, der mit einem hohen Aktienanteil ausgestattet werden und ohne teure Kapitalgarantie auskommen sollte. Die Beiträge sollen von den Arbeitgebern für ihre Beschäftigten automatisch an die Deutsche Rentenversicherung überwiesen werden, falls der Arbeitnehmer nicht ausdrücklich widerspricht. Das ist das so genannte Opt-out-Modell, das sich im Ausland bewährt hat und dort für eine hohe Beteiligung der Arbeitnehmer sorgt.

Allerdings sollen die Gelder nicht von der Rentenversicherung verwaltet, sondern in einen Deutschland-Fonds weitergeleitet werden, der vor staatlichem Zugriff sicher ist. Der soll zu Selbstkosten operieren und dadurch die hohen Gebühren der Riester-Produkte vermeiden.

Schweden und Holland als Vorbilder

Die Deutschland-Rente lehnt sich an das schwedische Modell an. Dort müssen Arbeitnehmer 2,5% ihres Bruttoeinkommens in einen Fonds einzahlen, üblicherweise steuert der Arbeitgeber dazu einen Anteil bei. Ursprünglich hatten die Schweden 850 verschiedene Fonds zur Auswahl, in die sie ihre Beiträge anlegen konnten. Da diese aber oft hohe Kosten und schlechte Ergebnisse ablieferten, hat die Regierung 2010 zusätzlich einen staatlich verwalteten Standardfonds aufgelegt, genannt AP7. Wegen seiner minimalen Kosten und hohen Renditen wechselten viele Schweden in diesen Fonds.

Das Konzept ist einfach: Bis zum Alter von 55 Jahren werden die Versichertengelder voll in Aktien angelegt. Maßstab ist dabei der MSCI All Country World Index (MSCI ACWI), der über 3000 Aktien aus 23 Industriestaaten und 26 Schwellenländern enthält. Nur Aktien, die dort enthalten sind, aber in Schweden auf „schwarzen Listen“ stehen (wie Rüstung oder Umweltverschmutzung), werden davon ausgenommen. Ab 55 Jahren wird dann ein wachsender Teil des Geldes in den Rentenfonds von AP7 umgeschichtet, damit die Beitragszahler bis zum Ruhestand kein großes Kursrisiko mehr haben, ihre Rente also sicher ist. Der Rentenfonds-Anteil beträgt in der Endstufe 75%.

Auch die niederländische Altersvorsorge besitzt Vorbildfunktion. Es ist als Cappuccino-Modell weltweit bekannt geworden. Die staatliche Rente ist dabei der Kaffee, die betriebliche die Sahne oben drauf und die private Vorsorge die Schokostreusel. Im Gegensatz zu Schweden erfolgt die betriebliche Vorsorge nicht über einen Einheitsfonds, sondern über spezialisierte Pensionsfonds. Arbeitnehmer müssen automatisch mitmachen, wenn sie nicht explizit widersprechen. 90 Prozent aller Arbeitnehmer haben eine derartige betriebliche Vorsorge.

Pensionsfonds legen im Durchschnitt rund ein Drittel der Gelder in Aktien an

Wenn dieses Konzept in Schweden und den Niederlanden so gut klappt – warum dann nicht auch in Deutschland? Weil hier der politische Wille fehlt, die Aktie stärker in die Altersvorsorge einzubeziehen, obwohl sie nachweislich die höchsten Renditen abliefert. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, wenn es in anderen Ländern schon lange in Betrieb ist. Ich finde es unerträglich, dass in den 14 Jahren der Regierung Merkel ausgerechnet die Anlageform Aktie mit Füßen getreten wurde, die sich wegen ihrer unübertrefflichen langfristigen Rendite weitaus am besten für die Altersvorsorge eignet. Jede kluge Regierung müsste doch ein Interesse daran haben, dass ihre Landsleute soweit wie möglich für sich selber sorgen, anstatt im Alter dem Staat auf der Tasche zu liegen. Aber das ist anscheinend zu viel verlangt – und deshalb wird es vermutlich noch lange dauern, bis die Bundesbürger mit einer Deutschland-Rente oder eine vergleichbare aktien-basierte Standardlösung ihre Vorsorge verbessern können. Wenn es überhaupt je dazu kommt.

MEIN FAZIT
Ein Ersatz oder wenigstens eine attraktive Alternative zur Riester-Rente ist dringend erforderlich. Die Deutschland-Rente könnte so eine Lösung sein. Aber obwohl ähnliche Modelle in Schweden und anderen Ländern seit langem Erfolge feiern, bleibt die Bundesregierung untätig – ein unentschuldbares, wenn nicht sogar verantwortungsloses Verhalten, denn das wird schlimme Folgen für die späteren Rentner haben.

Foto: khongtham/freepik.com, arsenisspyros/istockphoto.com

< 2. Fehlschlag Riester-Rente

4. Versicherungen haben Nachteile >

Schauen Sie auch

AKTUELLES BUCH

Die Revolution der Geldanlage

NEUER MISCHFONDS

Pro Select-Weltfonds von der Fiduka

 

 

IMMER AKTUELL

Der einfache Weg zum Wohlstand

SEMINARE

Das Kostolany-Börsenseminar