Interviews

Wenige Wochen vor der Bundestagswahl hat das Finanzportal boerse-online.de ein Interview mit mir geführt. Dabei ging es vor allem um die möglichen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft und die Aktienmärkte – und wie sich die Anleger am besten verhalten sollten.

BÖRSE-ONLINE.de: Welche Partei wird bei der anstehenden Bundestagswahl vorne liegen?
Gottfried Heller: Die Unionsparteien CDU/CSU werden trotz der aktuell ungünstigen Umfragewerte die Nase vorne haben. Die Wähler versprechen sich davon eine Fortsetzung der bisherigen guten Wirtschaftsentwicklung.

Wie würde sich dieser Wahlausgang auf die deutsche Wirtschaft auswirken?
Die Auswirkungen wären grundsätzlich positiv: Die Geschäftsaussichten sind dank der ausgezeichneten Ertragslage der Unternehmen, der üppigen Liquidität der Kapitalmärkte und der weiterhin lockeren Geldpolitik der Regierungen günstig. Zur Vorsicht sollte allerdings eine zunehmende Sorglosigkeit an den Börsen mahnen.

Was raten Sie Anlegern im Zuge der Wahl?
Abrupte Änderungen sind nicht zu erwarten und daher gibt es bei Aktieninvestments keinen besonderen Handlungsbedarf. Das heißt, Anleger sollten auf bestehenden Investments sitzen bleiben, ganz nach dem etwas derben Spruch des legendären Börsianers Warren Buffett. Er sagte, das meiste Geld habe er gemacht, indem er mit dem Hintern auf seinen Investments sitzen geblieben sei.

Welche Koalition käme Anlegern am meisten zugute und welche wäre weniger vorteilhaft?
Eine Koalition von CDU/CSU und FDP – wenn es dazu reicht – wäre das beste Ergebnis, aber auch eine dreier-Kombination von CDU/CSU, SPD und FDP wäre gut. In diesem Fall käme auch der SPD-Kandidat Olaf Scholz als möglicher Kanzler in Frage. Der beste Wahlausgang wäre, wenn CDU/CSU SPD und FDP die Mehrheit hätten, der schlechteste, wenn die Linke und die AfD große Stimmengewinne machen würden.

Was erhoffen Sie sich von der kommenden Regierungsperiode?
Ich erhoffe mir eine Regierung, die dringend nötige Reformen durchführt, die die Steuern senkt und die Wirtschaft entfesselt. Das erfordert, dass die Bürokratie reduziert wird und dass Anreize für Investitionen und Innovationen geschaffen werden, die das Wachstum fördern und Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen. So könnte Deutschland im härter gewordenen internationalen Wettlauf mithalten und den Wohlstand sichern.

Bild: KrischiMeier/stock.adobe.com