Interviews

Rendite, das Anlagemagazin der Börsenzeitung, hat mir für die Rubrik „Fragebogen“ 14 Fragen gestellt und sie mit meinen Antworten in der Juli-Ausgabe veröffentlicht.

Börsenzeitung/Rendite: Herr Heller, wann und womit haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient?

Gottfried Heller: Mit 15 Jahren habe ich kleine Berichte für die „Backnanger Kreiszeitung“ geschrieben.

Wofür haben Sie es ausgegeben?

Die Einkünfte waren zu klein für etwas Nennenswertes.

Was war Ihr erstes Investment an den Märkten?

Ein aggressiver Wachstumsfonds, der New York Venture Fund, und PanAm-Aktien. Bei beiden habe ich Geld verloren, aber meine Einsätze waren klein.

Was war Ihr erfolgreichstes Investment?

10-jährige US-Treasuries, die 1982 16 % Rendite abwarfen. Als die Zinsen drastisch fielen, hatte ich hohe Zinsen plus enorme Kursgewinne.

An welches Fehlinvestment erinnern Sie sich?

In der Hochzinsphase der 1980er Jahre schlug mir ein Banker vor, mit US-Zinskontrakten auf fallende Zinsen zu setzen. Die Spekulation ging aber erst auf, als ich mit Verlust ausgestiegen war. Im Rückblick war das meine beste Investition, weil sie mein Risikobewusstsein geprägt hat.

Treffen Sie Ihre privaten Anlageentscheidungen allein, oder beraten Sie sich mit jemandem?

Private Entscheidungen treffe ich allein. Ich kann aber Researchmaterial bei der Fiduka einholen.

Gibt es eine bestimmte Anlagestrategie, die Sie verfolgen?

Meine Anlagestrategie basiert heute mehr auf bestimmten Anlageklassen als auf Branchen- oder Aktienselektion. Dieses Index-Investing beruht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, wonach Value-Aktien, Nebenwerte und Schwellenländeraktien langfristig überlegene Aktienklassen sind.

Welche Kennzahlen sind für Sie wichtig, wenn Sie sich ein Wertpapier näher anschauen?

Kurs/Gewinn, Gewinnwachstum, Kurs/Buchwert, Dividendenwachstum.

Wie wichtig ist für Sie das Thema Nachhaltigkeit beim Investieren?

Es ist ein Kriterium, aber nicht das entscheidende.

Haben Sie bei der Geldanlage ein Vorbild?

Ein Vorbild habe ich nicht, aber einige Persönlichkeiten haben meine Anlagephilosophie beeinflusst, neben Kostolany noch John Templeton, Warren Buffett und zuletzt John Bogle, der Erfinder des Index-Investierens, der damit ein neues Zeitalter in der Finanzbranche eingeläutet hat und sie zu gravierenden Anpassungen zwingt.

Ihr Motto beim Investieren lautet?

Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit (wie die Dinosaurier).

Welches Buch sollten Anleger gelesen haben?

„Wohlstand für Alle“ von Ludwig Erhard. Es ist heute wieder hochaktuell. Wäre man Erhard gefolgt, gäbe es keine Probleme der Altersrente. Schon vor über 60 Jahren plädierte er für das Aktiensparen – auch für kleine Sparer!

Welches Wertpapier oder welche Assetklasse würden Sie auf Jahressicht empfehlen? Ich würde Aktien übergewichten und mit ETFs breit international diversifizieren.

Sie haben eine Million Euro und müssen diese mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren investieren. Wie würden Sie das Geld anlegen beziehungsweise aufteilen? In ein Welt-Portfolio aus ETFs mit 70 Prozent Aktien und 30 Prozent Anleihen. Den Schwerpunkt würde ich auf Value-/Dividenden-Aktien, Nebenwerte und Emerging Markets legen und einen Teil in Aktienklassen wie Nahrung, Technologie, Rohstoffe und Immobilien investieren.

Seine Vita Gottfried Heller, Vermögensverwalter, Fondsmanager und Autor

Gottfried Heller (84) ist ein bekannter und renommierter Vermögensverwalter, Fondsmanager und Kolumnist. 1971 gründete er mit der Börsenlegende André Kostolany in München die Fiduka und verwaltete Wertpapierdepots von privaten und institutionellen Anlegern und Stiftungen. Zudem steuerte er Aktien- und Rentenfonds, darunter bereits ab 1994 einen Emerging-Markets-Fonds. Als regelmäßiger Kolumnist in mehreren Medien brachte er den Deutschen die Aktienanlage näher. In seinem 2018 erschienenen Buch „Die Revolution der Geldanlage“ zeigt Heller die Vorteile von Indexfonds auf.

 

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