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Noch vor einem Jahr herrschte überschäumende Konjunkturoptimismus für das Jahr 2018, auch in Euroland, und entsprechend hochgeschraubt waren die Erwartungen an das Börsenjahr. Doch es kam ganz anders. Die Wirtschaft wuchs zwar kräftig, aber für den Aktionär war es kein gutes Jahr. Der DAX hat rund 16 Prozent verloren. Fast alle Börsen weltweit weisen ein Minus auf.

Ich hatte mich zwar letztes Jahr pessimistisch geäußert und ein schwieriges Börsenjahr 2018 mit mageren Renditen und starken Schwankungen erwartet. Es kam noch schlechter, als ich dachte.

Jetzt herrscht mit Blick auf 2019 großer Konjunkturpessimismus. Die Aktienmärkte signalisieren sogar eine Rezession. Der berühmte Nobelpreisträger Professor Paul Samuelson hat einmal gespottet: Von 5 Rezessionen habe der Aktienmarkt 9 vorhergesagt.

Tatsache ist, dass die Notenbanken, die Forschungsinstitute und der IWF ihre Wachstumsprognosen zum Teil deutlich nach unten revidiert haben. Es scheint, dass die Prognostiker von einem Extrem ins andere fallen.

Nach meiner Einschätzung schaltet die Weltwirtschaft ganz einfach auf eine langsamere Gangart um. So hat das ifo-Institut die Wachstumsprognose für Deutschland von 1,5 % in 2018 auf 1,1 % in 2019 gesenkt, für die Eurozone von 1,9 % auf 1,5 % und für die USA von 2,9 % auf 2,6 %.

Eine Schlüsselrolle kommt 2019 China zu. Die Regierung hat ein massives Konjunkturprogramm beschlossen, dessen Effekte aber erst im Lauf des ersten Halbjahres sichtbar werden. Es soll die Auswirkungen eines möglicherweise erweiterten Handelskriegs mit den USA mehr als kompensieren.

Wenn die Börsen 2018 schwächer tendierten, so hatte das weniger mit konjunkturellen Problemen zu tun, als mit zahlreichen politischen Krisen und Unsicherheiten.

Unsicherheit ist aber der größte Feind der Anleger: Sie hat zur Folge, dass Investitionen von Unternehmen und Anschaffungen von Verbrauchern aufgeschoben oder gestrichen werden. Wenn man heute nicht weiß, mit welcher Schikane Trump & Co. morgen die Wirtschaft und Finanzmärkte überraschen, ist es schwer, längerfristig zu planen.

Eine Rezession ist sehr unwahrscheinlich

Es entsteht zunehmender Nachholbedarf bei Investitionen. Es gibt genug zu tun und daher sind Befürchtungen über eine Rezession unnötige Gedankenspiele. Außer der von den USA ausgehenden Verunsicherung gibt es in Europa mit dem Brexit ein weiteres unkalkulierbares Ereignis. Der zwischen der EU und Großbritannien ausgehandelte Vertrag sieht eine Zollunion vor. Sie bindet zwar einerseits die beiden so eng wie möglich zusammen, schränkt aber andererseits die Handlungsfreiheit der Briten ein. Wenn im Januar dieser Vertrag im britischen Parlament abgelehnt werden sollte, könnte kurzfristig ein Chaos ausbrechen. Der Schaden wäre für die Briten am größten, aber auch die EU würde auf Grund der weitverzweigten wirtschaftlichen Verflechtungen und Lieferketten starke Einbußen erleiden. Ein harter Brexit würde an den Börsen erhebliche Turbulenzen auslösen.

Wir müssen leider davon ausgehen, dass die Welt geopolitisch auch 2019 kein friedlicher Ort sein wird. Lauter schlechte Nachrichten.
Also: Hände weg von Aktien?

Nein: Die gute Nachricht ist, dass trotz der hinderlichen Politik 2019 ein relativ gutes Börsenjahr werden kann. Der Kurseinbruch seit Oktober hat, zusammen mit den gestiegenen Unternehmensgewinnen, die Bewertungen auf ein günstiges Maß zurückgeführt. So ist das Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV) beim amerikanischen S&P 500 von 21 im September auf 15 zurückgegangen und liegt damit sogar unter dem historischen Durchschnitt von 16,2. Rechnet man die teuren fünf FAANG-Technologieaktien heraus, liegt das KGV bei geradezu billigen 12,5. Noch günstiger sind europäische Aktien. Beim Euro Stoxx 50 beträgt das KGV 12,5 und die Dividendenrendite liegt bei 3,7 %. Beim DAX liegen das KGV bei 11,8 % und die Dividendenrendite bei 3,3 %.

Hinzu kommt, dass die Leitzinsen in den USA zwar gestiegen sind, mit 2,25 bis 2,5 % aber immer noch niedrig sind. In Europa sind sie unverändert bei Null und werden dort voraussichtlich auch 2019 bleiben.

Die Zinserwartungen sind deutlich zurückgegangen. Der Fed-Chef Jerome Powell hat erklärt, dass die Leitzinsen bald das neutrale Niveau erreicht haben, bei dem sie die Konjunktur weder bremsen noch antreiben.

Während die Prognosen Ende 2018 für 2019 auf 3 bis 4 Erhöhungen lauteten, spricht die Fed jetzt von nur noch zwei. Powell will auch den riesigen Anleihebestand weiterhin nur relativ schonend reduzieren. Er hat zwar in der Dezember-Sitzung mit nebulösen Äußerungen für Unruhe an den Börsen gesorgt, aber klar ist, dass die Fed die Zinserhöhungen herunterfahren wird.

Die Welt-Liquidität sinkt zwar leicht, aber die EZB und die Bank of Japan denken noch lange nicht an Abbau. Es herrscht deshalb weiterhin ein großer Liquiditätsüberfluss an den Kapitalmärkten.

EZB-Chef Draghi wird 2019 bei Null-Zinsen aus dem Amt scheiden

Da sich in Europa die Konjunktur stark abgekühlt hat und in Deutschland das Wachstum im 3. Quartal sogar ins Minus gerutscht ist, wird die EZB 2019 schon gar nicht erst mit Zinserhöhungen anfangen. Das wird vermutlich erst 2020 geschehen. Italiens Wirtschaft ist sehr schwach und hoch verschuldet. Höhere Zinsen würden die Lage in der Eurozone dramatisch verschlimmern. Da wird EZB-Chef Mario Draghi seinen Landsleuten aber, wie üblich, zu helfen wissen.

Die Zinsen bleiben also weltweit niedrig und stützen die Konjunktur und die Börsen. Hinzu kommt, dass in dem Handelskrieg zwischen den USA und China derzeit ein gewisser Burgfrieden herrscht. So hat US-Präsident Trump die geplante weitere Erhöhung der Zölle ab Januar ausgesetzt und China senkt die Zölle auf Autos von 40% auf 15%. Überdies kauft China wieder Sojabohnen, was die Farmer im Mittleren Westen sehr erleichtert. Allerdings gilt der Waffenstillstand nur bis Ende März.

Die Weltwirtschaft wächst gleichmäßiger und etwas langsamer

Ein mäßiges Wachstum ist historisch betrachtet ohnehin am besten für die Aktienmärkte, weil die Realwirtschaft weniger Kapital absorbiert, so dass genug Liquidität für die Finanzmärkte übrigbleibt.

Die Unternehmensgewinne dürften 2019 sowohl in den USA als auch in Europa im Durchschnitt um 6 bis 10 % zulegen. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen ihre Dividenden auf Grund der guten Ertragslage der letzten Jahre weiter erhöhen werden.

Die Dividendenrendite im DAX liegt bei 3,3 %. Einzelne Titel im Bereich Chemie, Telekom, Versicherer und Versorger zahlen Dividenden von 4 bis über 7 Prozent. Bei so stattlichen Dividendenrenditen können Aktienbesitzer mit der Inflation leben, denn es bleibt eine Realrendite von 1-2 Prozent. Mit Zinsanlagen ist das – wie schon seit 8 Jahren – noch für lange Zeit nicht möglich.

Die Inflationsrate in Deutschland hält sich zwischen 2 und 2,5 %. Zinssparer, die keine Rendite erzielen können, machen also reale Verluste, die Kaufkraft ihrer Ersparnisse sinkt. Ihr Geldvermögen wird Jahr für Jahr immer mehr entwertet.
Die Nullzinspolitik der EZB kommt einer Enteignung, ähnlich einer Vermögenssteuer, gleich. Es ist nicht auszuschließen, dass die Inflationsraten in Deutschland sogar Richtung 3 % steigen könnten, weil die Lohnkosten stärker klettern, Energie und Rohstoffe  – trotz des temporären Ölpreisverfalls – teurer werden dürften und der schwächere Euro Einfahren verteuert. Man nennt es importierte Inflation.

Aktien bieten Schutz vor der Inflation

Aktien als Substanzwerte bieten Schutz vor Inflation, denn sie sind doppelt inflationsindexiert: Durch inflationierte, höhere Unternehmensgewinne, die wiederum höhere Dividendenzahlungen ermöglichen.

Aktien florieren, so lange die Notenbanken eine ausufernde Inflation als Folge eines Wirtschaftsbooms nicht mit hohen Zinsen bekämpfen müssen. Dieses Szenario ist für längerer Zeit nicht zu erwarten.

Im Gegenteil: Die Notenbanken haben mit ihren massenhaften Anleihekäufen neues Geld gedruckt. In ihren Bilanzen ist ein riesiger Schuldenberg entstanden. Das ist Geld, das aus dem Nichts erschaffen wurde, das wieder eingesammelt werden muss, und zwar durch den Verkauf von Anleihen. Die US-Fed hat bereits 2015 mit dem Abstieg vom Schuldenberg begonnen. Das ist gefährlich, weil – ähnlich wie beim Bergsteigen – beim Abstieg mehr Unfälle passieren als beim Aufstieg. Wir befinden uns in der Geldpolitik in einer ähnlich gefährlichen Situation. Die Notenbanken haben eine panische Angst davor, einen Fehltritt zu machen. Das heißt, sie wollen auf keinen Fall durch zu rasche Zinserhöhungen einen Absturz an den Börsen und der Konjunktur verursachen, denn das könnte eine weltweite Wirtschaftskrise auslösen. Das wäre fatal, weil die Notenbanken – wegen des immer noch niedrigen Zinsniveaus, anders als früher – praktisch keinen Spielraum hätten, durch Zinssenkungen die Konjunktur anzukurbeln. Sie werden daher alles tun, die Konjunktur am Laufen zu halten und lieber eine höhere Inflation zulassen als eine Rezession zu riskieren.

Das bedeutet, dass sie die Zinsen eher zu langsam und zu zögerlich anheben werden. Wegen all den politischen und wirtschaftlichen Risiken und Unwägbarkeiten werden die Schwankungen an den Börsen  zunehmen.
Wir müssen mittelfristig mit steigender Inflation rechnen. Die Börsenaussichten für Aktien sind aber dank niedriger Bewertungen, relativ lockerer Geldpolitik und moderat steigenden Unternehmensgewinnen günstig.

Ein abgefedertes Anlagevehikel für holperige Börsen

Wie können wir uns also vor der Inflation schützen und wie kriegen wir es hin, die Schwankungen in einer holperigen Börsenlandschaft zu dämpfen?

Um beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, müssen wir ein Anklagevehikel (sprich: Portfolio) mit eingebauten Sicherheitselementen und Stoßdämpfern – wie bei einem Auto – entwickeln. Der von mir initiierte und von der FIDUKA eingeführte „Pro Select-Weltfonds“ ist so gestaltet. (ISIN: LU1696810313). Er ist ein sogenannter Mischfonds, bei dem 70 % in Aktien und 30 % in kurzlaufenden Anleihen investiert sind. Das Portfolio besteht aus  ETFs, die insgesamt 12.600 Einzeltitel enthalten. Die Konzeption des Fonds basiert auf neueren Erkenntnissen  der Finanzwissenschaft und setzt die Vorschläge um, die ich in meinem Buch „Die Revolution der Geldanlage“ ausführlich vorstelle. Die langfristig überlegenen Aktienklassen sind im Fonds übergewichtet: Das sind niedrigbewertete Value-Aktien, sogenannte Substanzwerte, sowie Nebenwerte und Aktien der Schwellenländer.

Gleich im ersten Jahr seines Bestehens musste der Fonds zwei Bewährungsproben in einem sehr schwierigen Börsenjahr bestehen, in dem alle Börsenindizes per dato im Minus stehen, z.B. der DAX -17 %. Der Pro Select-Weltfonds weist per dato ein leichtes Minus von -5,5 % auf. Er hat auch deutlich weniger geschwankt.  Seine Volatilität beträgt nur 7,8 %, während ein vergleichbarer DAX-Mischfonds (70 % DAX, 30 % REXP) ein Minus von -10,8 % aufweist und mit einer Volatilität von 12 % viel stärker schwankte. Der Pro Select-Weltfonds ist also für holperige Börsenzeiten gut gerüstet.

 

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