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Von Warren Buffett stammt der Satz: «Aktien sind lächerlich billig, wenn die Zinsen auf dem gegenwärtigen Niveau bleiben.» In zinsloser Zeit sind sie noch attraktiver. Als Buffett diese Aussage im Mai machte, sprach er aus US-Warte, wo zehnjährige Treasuries immerhin gut 2% rentieren, während zehnjährige Schweizer und deutsche Staatsanleihen Minuszinsen aufweisen. Es besteht die absurde Situation, dass Anleger dem Staat Geld zahlen müssen, um seine Schuldscheine kaufen zu dürfen. Demgegenüber zeigt allein die Dividendenrendite des Dax von 3,2% und des Stoxx 600 von 3,6%, wie attraktiv Aktien im Vergleich mit zehnjährigen Bundesanleihen bei Minuszinsen sind. Das belegt eine weitere Messgrösse, die Gewinnrendite von Aktien. Sie ergibt sich als Reziprok-Wert des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV). Das KGV des Stoxx 600, der auch Schweizer Aktien umfasst, wird für 2019 auf 14,1 geschätzt. Die Gewinnrendite beträgt demnach 7,1%. Beim Dax liegt sie mit einem KGV von 13,4 bei 7,5%, beim US-Index S&P 500 mit einem KGV von 17,3 bei 5,8% – also extrem viel höher als die Anleiherendite.

Die Zinsen werden niedrig bleiben, weil sich das Weltwirtschaftswachstum deutlich verlangsamt hat. Die US-Notenbank wird daher dieses Jahr mindestens einen Zinsstopp einlegen, und die EZB hat entschieden, bis 2020 bei Nullzinsen zu bleiben. Diese lockere Geldpolitik hilft der Konjunktur, zumal China alles unternimmt, um seine Wirtschaft anzukurbeln – von Steuersenkungen und Kredithilfen bis zu massiven Infrastrukturprogrammen. Die globalen Massnahmen werden mit gewisser Verzögerung einen neuen Konjunkturaufschwung auslösen und das derzeit langsame Wachstum der Unternehmensgewinne beschleunigen. Die Börsen nehmen das seit Jahresbeginn schon vorweg, da sie in der Regel der Konjunktur um sechs bis neun Monate vorauseilen. Allerdings wird der Börsenaufschwung zunehmend holperig werden. Denn von der Weltpolitik kommt Gegenwind. Die schwer einschätzbaren politischen Störfaktoren – vom Brexit über die gefährlichen Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, aber auch mit Europa sowie die verschärfte Lage in Nahost, besonders die Konfrontation der USA mit dem Iran, und schliesslich das erratische Verhalten des US-Präsidenten Trump – werden immer wieder für Verunsicherung sorgen und starke Kursschwankungen auslösen.

Vorteile von ETF

  • Radikale Kostensenkung (bei der Mehrzahl der ETF liegen die Gebühren zwischen 0,1 und 0,3% pro Jahr)
  • Höchstmögliche Sicherheit durch breite globale Diversifikation
  • Langfristig bessere Performance, weil auf Sicht von fünf bis zehn Jahren 80 bis fast 100% aller aktiven Aktien- oder Obligationenfonds den Index nicht schlagen.
  • Auch mit kleinen Anlagesummen lässt sich mit ETF ein breit gestreutes Depot gestalten oder ein Sparprogramm betreiben

 

Diversifikation in diffusem Umfeld doppelt wichtig

Wenn man nicht abschätzen kann, in welchem Land im fortdauernden Handelsstreit der Blitz als Nächstes einschlägt, ist die Wahl der richtigen Branchen oder Aktien schwieriger als sonst. Dieses Dilemma lässt sich lösen, indem man nicht in ausgewählte Länder oder Branchen, sondern breit international gestreut in bestimmte Aktienklassen investiert. Nach den Erkenntnissen der Finanzwissenschaft schneiden Value-Aktien (inkl. Dividende) langfristig besser ab als Wachstumstitel und Nebenwerte besser als Standardpapiere. Eine dritte herausragende Aktienklasse ist die der Schwellenländer. Diese Art des Investierens basiert also nicht auf der bisher geübten Praxis der Selektion von einzelnen Branchen oder Aktien, sondern auf einem Index. Das geschieht ganz einfach mit ETF – börsengehandelten Indexfonds, beispielsweise auf den Schweizer Index SMI, den Dax oder den Standard & Poor’s 500. Das passive Investieren mit simplen, einfach zu verstehenden Indexfonds erfordert nur wenig Research und kein aktives Management. In meinem neuen Buch «Die Revolution der Geldanlage» beschreibe ich ausführlich, wie in diesem neuen Zeitalter der Finanzbranche jeder und jede mit ETF die Vermögensbildung und die Altersvorsorge unkompliziert in die Tat umsetzen kann und wie sich neue Möglichkeiten in der Vermögensverwaltung und im Fondsmanagement ergeben. Die darin beschriebene Strategie habe ich in einem auf ETF basierten Fonds, dem Pro Select Weltfonds, konzipiert: Es ist ein Mischfonds mit 70% Aktien und 30% kurzlaufenden Anleihen. Die langfristig überlegenen Aktienklassen Value, Nebenwerte und Emerging Markets sind übergewichtet. Ein weiterer Teil ist in Aktienklassen wie Nahrung, Technologie, Rohstoffe und Immobilien investiert.

Ertragsstark mit Risikopuffer

Durch seine breite internationale Diversifikation ist dieses Portfolio risikoarm und ertragsstark. Der 30%ige risikofreie Anleiheanteil dient zusätzlich als Sicherheitsanker. Der Fonds hat seine Bewährungsprobe im schwierigen Jahr 2018 sowohl in puncto Wertentwicklung als auch mit deutlich geringeren Schwankungen gut bestanden. Obwohl es auf der internationalen Bühne politisch und wirtschaftlich viele Imponderabilien gibt, sind die Börsenaussichten gar nicht so schlecht – vor allem weil Aktien, um nochmals Buffett zu zitieren, im Vergleich zu Zinsanlagen lächerlich billig sind. Des Weiteren ist ein mässiges Wirtschaftswachstum besser für Aktien als eine boomende Konjunktur, weil die Realwirtschaft weniger Kapital absorbiert und so mehr Geld für die Börse übrig bleibt. Es gibt also auch in Zeiten der Niedrigzinsen Kapitalanlagen, mit denen sich langfristig beachtliche Renditen erzielen lassen.

Bild: Fokusiert/istockphoto.com