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Zwei Brandherde könnten in diesem Sommer auch an den Börsen für heiße Tage sorgen. Der eine lodert in Shanghai. Dort war die Börse in gut einem Jahr um 150 Prozent dank lockerer Geldpolitik und Aktien-Propaganda der Regierung in die Höhe geschossen. Doch Mitte Juni stürzten die Kurse um ein Drittel ab. Kurzzeitig gelang es der Regierung, mit drastischen Maßnahmen, den Absturz zu stoppen. Doch Ende Juli erlitt die Börse mit 8,5 Prozent den höchsten Tagesverlust seit acht Jahren und zog die Börsen weltweit in Mitleidenschaft.

Das an der Börse gewonnene Geld, so das Kalkül der KP Chinas, sollte in den Konsum fließen. Aber mit dem Platzen der Aktienblase ist das Gegenteil eingetreten. Der Autoabsatz ist schon deutlich zurückgegangen. Die Führung wird alles tun, um Vertrauen zurückzugewinnen und das Wachstum bei jährlich etwa sieben Prozent zu halten. Doch Chinas Börse und Wirtschaft bleiben vorerst Wackelkandidaten.

Der andere Brandherd schwelt in der Euro-Zone. Das dritte Rettungspaket für Griechenland wurde mit harten Vorgaben geschnürt. Im Eiltempo soll aus einem Staat, der seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1832 sechsmal Pleite ging, an Haupt und Gliedern reformiert werden. Es geht nicht nur um Sparen, sondern vor allem um Verändern: Steuern einzutreiben, Grundeigentum in einem Kataster zu erfassen sowie den öffentlichen Dienst schlanker, den Arbeitsmarkt flexibler und Justiz wie Verwaltung effizienter zu machen.

Gleichzeitig muss eine umfassende Rentenreform implementiert werden. Alle diese Kriterien hätten bei der Aufnahme Griechenlands in den Euro erfüllt sein müssen. Selbst Optimisten wissen, dass diese Reformen nicht in die Tat umgesetzt werden, und dass die EU letztlich einknicken wird.

Nicht genug damit haben sich die Konjunkturaussichten global verschlechtert, vor allem weil China und andere Emerging Markets weniger wachsen als erwartet. So ist der vorläufige Einkaufsmanagerindex in China von 49,7 auf 48,2 Punkte stark gefallen. Da China rund ein Drittel zum Wachstum der Weltkonjunktur beiträgt, leiden auch die Industrieländer.

Und das bedeutet: Die ultra-lockere Geldpolitik wird länger als erwartet andauern, auch in den USA. Die von der Fed seit Langem vorbereitete erste Zinsanhebung könnte von September auf Dezember verschoben werden. Andernorts haben 2015 schon 37 Zentralbanken die Geldpolitik weiter gelockert, um das Wachstum zu steigern.

Zudem wirkt der halbierte Ölpreis wie ein Konjunkturprogramm. Die seit 2009 laufende Börsen-Show wird also dank Niedrigzinsen, Geldschwemme, niedriger Inflation und fehlender Anlagealternativen weiterspielen. An Aktien oder Aktienfonds führt kein Weg vorbei, wenn Sparer verhindern wollen, dass ihr Erspartes schrumpft und ihre Altersvorsorge gefährdet wird.

Da deutsche Anleger von Hause aus risikoscheu sind, will ich für sie ein paar erfolgserprobte Regeln nennen, mit Hilfe deren sie mehr verdienen, weniger riskieren und besser schlafen können.

Der wichtigste Rat: Heute gibt es mit ETFs – also börsengehandelte Indexfonds – eine Anlageform, die es allen Sparern ermöglichen, bequem und kostengünstig in Aktien anzulegen. Sie können damit alle Aktien des Dax oder des Dow Jones mit nur einem Papier kaufen. Wenn sie Aktien mit besonders hoher Dividende suchen, können sie den Dividenden-Dax erwerben, der die 15 dividendenstärksten Dax-Titel enthält.

Mit ETFs können Anleger sowohl ein Wertpapierdepot erstellen als auch ein monatliches Sparprogramm betreiben. In beiden Fällen gilt:

1. Aktien weltweit streuen, einschließlich Schwellenländer – das erhöht die Rendite und senkt das Risiko

2. Substanzaktien (Value-Aktien) mit guter Dividende bevorzugen – das erhöht die Sicherheit

3. Nebenwerte beimischen, weil sie langfristig die besten Erträge bringen.

4. Sachwerte generell – vor allem Aktien – übergewichten. Sie schützen vor Inflation und sorgen für gute Renditen.

5. Sicherheit einbauen, indem Anleihen – zum Beispiel in Form von ETFs – beigemischt werden, je nach Alter und Risikobereitschaft zehn bis 70 Prozent des Depotvolumens.

6. Mit einem Sparprogramm früh beginnen, wodurch der Kapitaleinsatz niedriger, der Ertrag höher und die Kosten dank des ausgleichenden Cost-Average-Effekt geringer sind.

Leider bleibt in einer Kolumne nicht genügend Platz, um das anspruchsvolle Thema ausgiebig zu behandeln. Eine ausführliche Beschreibung bietet mein Buch „Der einfache Weg zum Wohlstand“ – ein soeben in 5. Auflage neu erschienener Anlageratgeber.

Die Börsen befinden sich seit der überfälligen Korrektur im April in einer Bodenbildung, die noch einige Wochen andauern kann – eine günstige Zeit zum Einsteigen oder Nachkaufen. Nach meiner Erfahrung hat sich die Mischmethode am besten bewährt: Aktienkäufe in zwei oder drei Teilbeträgen ausführen, so erhält man meist einen günstigen Durchschnittskurs.